Stell dir einen neugeborenen Stern vor, der so heftig wütet, dass er das Universum auseinanderreißt. Tief im Orion schreit ein Babystern (noch verborgen in seinem dunklen Kokon) mit supersonischen Wutausbrüchen durch zwei rasiermesserscharfe Plasmajets. Diese Strahlen schießen in entgegengesetzte Richtungen mit Hunderten von Kilometern pro Sekunde, heißer als die Oberfläche der Sonne und leuchtend vor ionisierter Wut. Wenn sie auf die umgebenden Wolken aus Gas und Staub prallen, detonieren die Kollisionen Schockwellen, die die Leere wie neonfarbene Narben am Himmel erhellen. Was du siehst, ist eine dieser Narben: das Herbig–Haro-Objekt HH 111, ein Paar glühender Bogenstöße, die dort leuchten, wo die Wut des Sterns durch interstellare Materie schlägt. HH 111 erstreckt sich über 2,6 Lichtjahre von Spitze zu Spitze (länger als die Entfernung von der Sonne zu Alpha Centauri) und wird von einem Babystern angetrieben, der in einem 30-solar-massigen Dunkelheitsklumpen verborgen ist. Das gesamte Spektakel befindet sich etwa 1.400 Lichtjahre entfernt, nah genug, dass Hubble mit infraroten Augen durch den Staub spähen kann. Sichtbares Licht wird von der Trübung verschlungen, aber Infrarotstrahlung schneidet direkt hindurch und legt die rohe Gewalt eines Sterns frei, der noch lernt, wie man brennt. Das ist keine sanfte Wiege der Sternengeburt. Das ist eine stellare Kriegszone, erleuchtet von der Wut eines Sterns, der sich weigert, leise geboren zu werden. Kredit: ESA/Hubble & NASA, B. Nisini